Freya Bartels
Welche Informationen sind wichtig? Was ist interessant? Wie formuliere ich Aussagen so um, dass sie kurz und prägnant sind, der Inhalt aber nicht verfälscht wird? Und welcher Stil ist angemessen? Diese und viele weitere Fragen musste sich unsere Gruppe in den letzten Wochen stellen.
Einige Antworten haben wir gefunden, aber ob die nun richtig sind?
Die Interviews sind geführt und transkribiert. So haben wir jetzt einen Haufen von Informationen, die uns zur Verfügung stehen. Das Transkript eines Interviews ist etwa 20 Seiten lang. Wir haben also circa 60 Seiten Text, den wir nun ordentlich kürzen müssen. Die Idee unserer Gruppe ist, die Stationen der Migration von russlanddeutschen SpätaussiedlerInnen auf einer Karte darzustellen und dabei drei möglichst unterschiedliche, hoffentlich spannende, und vielleicht lustige Geschichten zu erzählen.
Stellt sich also als erstes die Frage, welche Stationen wir in unsere Karte aufnehmen. Welcher Ort ist der Ausgangsort der Personen? Beginnen sie ihre Reise dort, wo sie zuletzt gelebt haben, oder sollen wir auch Umzüge vor der Migration mit aufnehmen? Markieren wir auch die Flughafen auf der Karte, oder nennen wir sie nur kurz in den Texten? Wir haben uns nach langem Abwägen dazu entschieden, auch Umzüge in Russland, Kasachstan und Deutschland mit aufzunehmen, sofern sie mit dem Prozess der Migration verknüpft waren. Denn die Wege waren eben nicht immer gradlinig, endeten nicht in der ersten zentralen Aufnahmestelle in Deutschland. Die Flughäfen, in denen die Personen zum Umsteigen waren und vielleicht ein paar Stunden Aufenthalt hatten, erwähnen wir nur in unseren Texten, sie bekommen keinen eigenen Marker auf der Karte. Bei unserer Entscheidung ging es immer darum, welche Rolle die Orte für die Geschichten spielen und wie eng sie mit der Migration selbst verknüpft sind. So haben wir jetzt zwischen drei und sieben Stationen, zu denen wir jeweils einen kleinen Text schreiben können.
Wie gestalten wir diese Texte nun möglichst spannend und so, dass die Individualität der Geschichten deutlich wird? Um die Geschichten persönlicher zu machen, haben wir uns dazu entschieden, in der ersten Person Singular zu schreiben, die ErzählerInnen der Geschichten werden also (im übertragenen Sinne) die Personen selbst sein. So können wir eine emotionale Nähe zwischen den LeserInnen und den ErzählerInnen schaffen.
Wie lang diese kleinen Texte sein sollen, war die nächste Frage, die sich uns stellte. Bei der Gestaltung der Karte und damit auch in Bezug auf den Umfang der Texte orientieren wir uns an einer Karte, die dekoder.org vor einiger Zeit zur Krim veröffentlicht hat. Wir haben also maximal 1500 Zeichen pro Text. Das ist in etwa so viel, wie dieser Text ab hier noch bis zum letzten Absatz umfasst. Eigentlich gar nicht so wenig, allerdings muss eine Fülle von Informationen untergebracht werden. Um wen es geht, wann die Person an diesen Ort gekommen ist, warum, mit wem und unter welchen Umständen. Und dann soll es am besten noch interessant sein und ein erzählerisches Element beinhalten.
In den letzten Wochen haben wir also an diesen Texten gearbeitet. In enger Absprache mit unserer Seminarleitung wurde immer wieder gekürzt, umformuliert, überarbeitet, bis wir nun endlich ein Ergebnis haben, mit dem wir zufrieden sind. Wir haben gemerkt, wie anstregend die redaktionelle Arbeit ist, aber auch, wie befriedigend es sein kann, wenn man dann endlich mit einem Text zufrieden ist. Ob wir unsere Ansprüche erfüllen können bleibt abzuwarten, wir haben aber auf jeden Fall unser Bestes gegeben…