Lea Pörtner
Was haben diese Orte gemein? Warum sind sie von Interesse? Und wieso verbringen ich seit Wochen meine Freizeit damit, mich durch das World Wide Web zu klicken und E-Mails auf gutem Deutsch und schlechten Russisch zu schreiben?
Als ich meine Interviewpartner traf und mit ihnen ihre Fotoalben durchblätterte, wurden mir auch verschiedene Bücher gezeigt, die sie aus Russland mit nach Deutschland nahmen oder in Deutschland kauften, da sie diese an ihr sowjetischen Leben erinnerte.
Darunter auch das Buch „Die Rußlanddeutschenmennoniten – ein Volk unterwegs“ von Horst Gerlach. Neben ihrer Geschichte wurden auch Bilder und Zeichnungen von russlanddeutschen Künstlern abgedruckt, die teilweise sehr beeindruckend sind. So zeigt ein Werk beispielsweise den schwarzen Raben. So wurde im Volksmund der GAZ-11-73 genannt, ein Fahrzeug, welches von den Staatssicherheitsorganen der UdSSR zum Gefangenentransport genutzt worden ist. Wenn dieses Auto also gesehen wurde, wusste man zu dieser Zeit, dass wieder jemand abgeholt, verhört und vielleicht ins Gefängnis gebracht wird. Es ist also ein Symbol der Angst, welches durch Gestapo und Stasi auch in Deutschland nur zu gut bekannt waren. Ein anderer Begriff für den schwarzen Raben ist auch Awtosak.
Quelle: https://www.dekoder.org/de/gnose/begriff
Da ich diese Bilder und Zeichnungen so interessant finde, kam die Idee, Blogeinträge über diese Werke zu schreiben. Problem: die Lizenzrechte. Leider führte eine Googlesuche zu keinem Ergebnis. Auch der Autor des Buches, in dem die Werke veröffentlicht worden sind, ist bereits verstorben und kann somit keine Auskunft geben. Dazu kommt auch noch, dass das Buch im Selbstverlag erschien und somit meine Suche nicht erleichtert.
Da unter der einen Zeichnung beispielsweise der Künstler und sein Wohnort verzeichnet ist, ging ich im nächsten Schritt einen vielleicht ungewöhnlichen Weg: Ich schrieb den Pastor der Mennonitengemeinde des angeblichen Wohnortes des Künstlers an. Mir kam die Idee, dass die Person vielleicht Mennonit sein könnte, beziehungsweise war, da sich das Buch ausschließlich mit russlanddeutschen Mennoniten beschäftigt. Allerdings antwortete der Pastor bislang nicht.
Also war weitermachen angesagt. Bei der Recherche zum Bild Schwarzer Rabe kam ich schon etwas weiter: Die folgende Recherche zeigte als letzten Beitrag der ersten Seite, nach verschiedensten Weinsorten, einen Link der Bundeszentrale für politische Bildung an. Und dort befand sich tatsächlich auch Gemälde; sogar mit Verweis auf das Lizenzrecht. Dieses hat nämlich das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold inne. Da ging dann natürlich auch die nächste E-Mail hin. Wenige Stunden später sogar die Antwort, dass man sich über meine Anfrage freue und dies an die zuständige Kuratorin weitergeleitet hätte. Also auch wieder warten, allerdings doch schon das erste Erfolgserlebnis.
Da aber alle guten Dinge bekanntlich drei sind, machte ich mich auf die Suche nach Künstler Nummer 3. Hier führte meine Internetrecherche zunächst nicht zum gewünschten Erfolg. Zwar hatte ich ein paar Daten (Titel, Nachname, Jahr, Ort), aber ich habe zunächst explizit mit der Kombination Nachname + Titel gesucht, die nicht vom Erfolg gekrönt war. Erst als ich den Nachnamen und den (Wohn)ort eingab, wurde ich auf eine deutsch-kasachische Redakteurin hingewiesen, die einen Artikel über deutsche Künstler in Kasachstan online veröffentlicht hatte. Da fand ich dann auch den Maler, allerdings kein Hinweis auf das gesuchte Bild. Da das Bild im Internet quasi nicht vorhanden ist, stellte ich mir (und stelle mir immer noch) die Frage, ob der Titel des Bildes vielleicht falsch abgedruckt ist oder ob ich überhaupt den richtigen Künstler „erwischt“ habe, zumal seine Gemälde in dem Zeitungsartikel sich doch stark unterscheiden von dem im Buch abgebildeten Bild. Da dies aber mein einziger Anhaltspunkt war, schrieb ich eine E-Mail an die Redaktion. Auch hier warte ich noch auf eine Antwort. Aber weiter im Artikel fand sich noch ein kleiner, aber wichtiger Hinweis: Das Kastejew-Museum in Almaty würde bis Mitte des Jahres Werke verschiedenster russlanddeutscher Künstler ausstellen. Somit war klar, dass sich das Museumspersonal nun (hoffentlich) mit meinem Anliegen auseinandersetzten muss. Kurz darauf war die E-Mail, auf Englisch und Russisch, schon abgeschickt. Auch hier gab es noch keine Antwort.
Ich hoffe, dass ich in meinem nächsten Blogeintrag die russlanddeutsche Kunst präsentieren kann. Ansonsten seid gespannt, wohin mich meine Reise auf der Suche nach Lizenzrechten als nächstes bringt.