Maximilian Szadziewski
Soldaten, Gewehre, Militärkonvois und leere Kasernen – das sind die typischen Motive auf Bildern, wenn man sich die meisten Artikel von Tageszeitungen zum Truppenabzug anschaut. Obwohl Zeit vergangen ist und man rückblickend mehr nennen und zeigen könnte, bleibt es bei dem scheinbar Üblichen. Es wird meist das gezeigt, was bereits gezeigt wurde: Panzer und Soldaten. Die Ereignisse, vor allem im Jahr 1994, hatten aber vor allem Auswirkungen auf das Schicksal der Beteiligten. Ein Truppenabzug ist nicht nur ein Abzug, es ist auch eine Landung. Die sowjetischen Soldaten ziehen in ihr Heimatland ab, welches es nicht mehr gibt. Sie enden in der Ukraine und Weißrussland, wo sie dann sogar eine neue Nationalangehörigkeit zugeschrieben bekommen. Was sind Konsequenzen daraus und wie kommen die Soldaten, vielleicht sogar ihre mit abgezogenen Familienangehörigen, damit klar?
Bei der Fotostrecke müssen wir nun entscheiden: Was möchten wir zeigen? Und aus wessen Perspektive? Professionelle Fotografen haben den Abzug begleitet, doch wohl auch nicht bis zum Ende – so scheint es zumindest bisher. Nicht bis zu den Orten, an denen die Soldaten ihr Leben neu errichten mussten. Diese scheinbar weniger bedeutende Geschichte wollen wir unbedingt zeigen, nicht zuletzt, weil sie auch eine starke emotionale Komponente mit sich bringt. Wessen Fotografien in Frage kommen, um die Einzelschicksale in Bildern erzählen zu können, das steht noch aus. In Foren jedoch tauscht man sich bis heute aus und trifft alte Kameraden übers Netz wieder. Und nicht nur attraktive Fotografien von Amateuren kommen in Frage. Was im „Spiegel“ und in anderen Tageszeitungen einst landete und noch landen wird, ist nicht das einzige, was von den professionellen Fotografen aufgenommen wurde.
Im aktuellen Schritt wird recherchiert, und zwar überall: Auf Foren, in der Sekundärliteratur, in möglichen Museumsbeständen. Es wird auch bei Fotografen nachgehakt: Nur weil es noch nicht gezeigt wurde, bedeutet es noch lange nicht, dass es es uninteressant ist.
Quellen und Literatur:
Abzug der Sowjetarmee: Go East (Fotostrecke), in: DER SPIEGEL (10.09.2014) https://www.spiegel.de/fotostrecke/russische-armee-abzug-aus-berlin-und-brandenburg-1994-fotostrecke-118797.html (eingesehen am 24.05.19).
Kein Platz für die Heimkehrer. Offizierswohnungen im Tausch für den Abzug, in: mdr https://www.mdr.de/damals/archiv/artikel89602.html (eingesehen am 10.09.2009).
Museum Berlin-Karlshorst e.V. (Hg.): Der Abzug. Die letzten Jahre der russischen Truppen in Deutschland: Eine fotografische Dokumentation von Detlev Steinberg, Berlin 2016.