Was bedeutet Wissens- und Wissenschaftstransfer im digitalen Zeitalter? Mit einer Öffentlichkeit, die in zig Teile zerfällt und Diskursen, die on- und offline sowie in fragmentierten Öffentlichkeiten oft parallel, mitunter auch isoliert voneinander laufen?
Auf diesem Blog berichten unsere Teams von ihren Erfahrungen mit wissenschaftsbasierten Medienformaten. Auf theoretischer Ebene reflektieren sie zugleich, wie sich der Transfer von Wissen unter digitalen Bedingungen verändert. Der Blog gehört zu den Projektseminaren „Visualizing Memories 2.0 – der lange Weg der Russlanddeutschen“ und „Perestrojka und Mauerfall als shareable content“ der Professur für Osteuropäische Geschichte an der Universität Hamburg.
Kooperationspartner ist das Online-Magazin dekoder.org [Russland entschlüsseln]. Dekoder verbindet Medien- sowie Russlandkompetenz und stellt eine gemeinsame Plattform für wissenschaftliche Expertentexte und journalistische Formate – oft auch als Mischung.
Beide Seminare sind Teil des Lehrlabors im Universitätskolleg an der Universität Hamburg, in Kooperation mit dekoder.org und der Forschungsstelle Osteuropa (Projekt Wissenstransfer hoch zwei – Russlandstudien, gefördert von der VolkswagenStiftung).
Visualizing Memories 2.0 – der lange Weg der Russlanddeutschen
Mit diesem Thema beschäftigen sich drei Teams im Wintersemester 2019/2020 bei dem Projektseminar „Visualizing Memories 2.0 – der lange Weg der Russlanddeutschen als Online-Format“.
Was genau interessiert uns? Im Selbstverständnis der Russlanddeutschen ist seit spätestens Mitte des 20. Jahrhunderts das Bild eines Volkes auf dem (Leidens)Weg von zentraler Bedeutung. In ihrer Geschichte gibt es in jeder Generation Migrationserfahrung, sei es unter Stalin aus Zwang, sei es Anfang der 1990er Jahre in der Hoffnung, endlich (wieder) in Deutschland anzukommen. Der Moment der Migration in die „alte Heimat“ war für viele unerwartet der Beginn neuer Fragen nach Identität.
Wichtige Medien des Erinnerns sind Fotoalben und Fotografien in der Familie. Sie ermöglichen und unterstützen das Sprechen über die „eigene Geschichte“. Fotoalben von Großeltern spielen eine Rolle, ebenso die fruchtbare Forschung zu Fotoalben und Fotografien, um nach Mustern, Traditionen, Brüchen und Leerstellen zu fragen. Auch, um der ganz heterogenen Geschichten habhaft zu werden – etwa im Vergleich zu den Großeltern in Deutschland.
Die Ergebnisse fließen in ein Dossier bei dekoder.org – wir sind gespannt!
„Perestrojka und Mauerfall als shareable content“
1989 – vor 30 Jahren fiel die Mauer, es gab Jubel im Osten und erstaunte Augen im Westen, im Jahr darauf schon die Wiedervereinigung. Und in der Sowjetunion, speziell in Russland? Wie haben die Menschen dort auf die Ereignisse geblickt? Auf das, was sich tat, bei ihnen zuhause und so surreal in der Ferne. Was beschäftigte und diskutierten sie, als der Eiserne Vorhang in Berlin endgültig fiel?
Diesen und ähnlichen Fragen gingen drei Teams im Sommersemester 2019 bei dem Projektseminar „Perestrojka und Mauerfall als shareable content“ der Professur für Osteuropäische Geschichte an der Universität Hamburg nach:
Die Ergebnisse der Teams sind im Online-Magazin dekoder.org in ein Dossier zum Thema „Perestroika und Mauerfall – revisited“ geflossen. Das Dossier wird durch eine Förderung der Bundesstiftung Aufarbeitung ermöglicht.
Die Beiträge zum Truppenabzug der früheren Sowjetarmee sind als Special herausgekommen, auf Deutsch und Russisch:
Truppenabzug der früheren Sowjetarmee 1991 – 1994. Das russische Online-Nachrichtenmagazin Meduza hat das Thema aufgegriffen.
In diesem Blog haben die Teams ihre LeserInnen an ihren (Schreib-)werkstätten teilhaben lassen: Wie und wo wurden zum Beispiel Bilder in den Archiven ausfindig gemacht, welche Hürden gab es und wie sah es mit den rechtlichen Fragen in Russland dabei aus? Auch Fundstücke, prägnante Quellen oder spannende Videos, die bei der Recherche auftauchten, wurden vorgestellt. Die großen Linien bei den Blogbeiträgen in den Teams verlaufen entlang von Fragen zur Erinnerungskultur, Recherchewegen und Einblicken in den Maschinenraum redaktioneller Entscheidungen. Und: Kleine Musikhappen sind dabei.
Titelbild:
Aussiedler in Friedland (vom Juni 1988), bearbeitet
Bundesarchiv, B 145 Bild-F079036-0033 / CC-BY-SA 3.0