Das perfekte Interview

Claudia Wasik

Der/die perfekte InterviewpartnerIn – Ein Traumkonstrukt oder existiert so jemand tatsächlich? Und welche Eigenschaften zeichnen diese Person aus? Fakt ist, jede/r InterviewpartnerIn und jede Geschichte ist auf ihre eigene Art und Weise perfekt, sie muss nur zur gegebenen Thematik passen und dementsprechend sorgfältig ausgesucht werden. Unsere Suche nach potenziellen GesprächspartnerInnen für unser Vorhaben geht weiter. Nachdem wir zunächst unser näheres Umfeld begutachtet haben, sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass auch Facebook-Gruppen, diverse Verbände und andere Vereinigungen interessante Menschen vermitteln könnten, die Lust daran hätten, ihre Geschichte zu teilen.

Wir haben uns schon vor einigen Wochen Gedanken darüber gemacht, welche Fragen wir unseren InterviewteilnehmerInnen stellen könnten und welche weniger entscheidend für unser Vorhaben sind. Neben Fragen wie: „Was waren die Gründe der Migration?“ und „Wie wurde der Prozess der Migration erlebt?“, sind zwei Parameter von besonderer Bedeutung für uns, nämlich die des Raumes und der Zeit. Unser Kartengeflecht kann, ebenso wie ein Koordinatensystem, nur mit Hilfe zweier Angaben entstehen und so verständlich für den Betrachter werden. Entscheidend dafür ist das Verständnis der Verbindung von Raum und Zeit, denn ein Raum oder, wie in unserem Fall, eine bestimmte Ortschaft, können sich verschiedenartig verhalten, je nachdem in welchen zeitlichen Kontext man diesen einbettet.

Neben unseren Überlegungen bezüglich der inhaltlichen Fragen stellt der formale Part eines Interviews eine besondere Herausforderung dar. Die Dynamik des Interviews basiert auf dem Kommunikationsprozess, der sich zwischen der Erzählperson und dem/der InterviewerIn abspielt. Ein Interview sollte nicht als eine Form eines Frage-Antwort-Spieles angesehen werden, sondern viel mehr eine ebenbürtige und wechselseitige Kommunikation beinhalten. Obwohl die interviewende Person ihrerseits einen Fragenkatalog parat hat und möglichst genaue Vorstellungen darüber hat, was sie eigentlich erfragen möchte, so entwickelt sich das Gespräch dennoch spontan und ist immer vom gegenwärtigen Moment, dessen Stimmung und Umgebung abhängig. Der Kommunikationsstrang basiert demnach auf dem gegenseitigen Beurteilen, der Weckung von Erwartungen, ihrer Bestätigung oder Widerlegung. Ein unter allen Umständen perfektes Interview anzustreben und sich darauf zu versteifen, mag der wohl größte Fehler sein, denn die meisten Missgeschicke entstehen beim Versuch, diese zu vermeiden.

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