Auf der Suche nach dem roten Faden

Chantal Stannik

Eine Presseschau zum Thema „Der Eiserne Vorhang fällt“, die den Zeitraum von September bis Dezember 1989 in den Blick nimmt – das hat sich zu Beginn des Seminars einfach angehört. Im Team hat keiner damit gerechnet, dass es Probleme bei der Beschaffung von Quellen geben könnte. Auch nicht, dass ein Mauerfallbezug in den russischen Printmedien schwer zu finden ist.

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Anders oder Hippies?

Jakob Koppermann

Viel wütender als die Puhdys klingen Herbst in Peking. Sie gehörten zu den sogenannten anderen Bands der DDR. 1988 gegründet wurden sie im gleichen Jahr HIP mit Bagdadbahn, später schrieben sie die inoffizielle Hymne der Wende: Bakschischrepublik.

Allerdings stritt sich der Underground: Sind Herbst in Peking wirklich so anders oder sind sie: 1.: Verräter, weil sie auftreten, wenn Konzerte von Die Firma, Die Skeptiker oder Kaltfront ausfallen, oder 2.: scheiß Hippies, weil sie Bulgarische Volksmusik in ihre Musik einweben?

(https://www.youtube.com/watch?v=QGw9HiN5Jc0)

Quelle: https://www.blackmagazin.com/?p=13186

DDR-Rock mit Haaren

Jakob Koppermann

Bevor sich die Mauer verabschiedet, verabschiedet sich ein wichtiger Teil der DDR-Popkultur. Die Puhdys gehen auf große Abschiedstour in beiden deutschen Staaten. Welche Helden das Land braucht, ist dabei nicht ganz klar: Sollen die Helden den Staat herausfordern oder sind sie gut, „weil sie über Jahre hinweg beständig sind“, wie ein Fan in einem Interview über die Puhdys sagt?

Quellen:

(https://www.youtube.com/watch?v=rxPyep-L_Uw)

Ordnung und Disziplin

Jakob Koppermann

Dieser Debattenbeitrag, am 7. Februar in der Pravda abgedruckt, fällt nicht in unseren Untersuchungszeitraum, ist aber zu schön, um ihn nicht zu erwähnen:

„Ist es denn kein Fehler, die totale Demokratisierung der Gesellschaft zu verkünden und dabei die andere Seite der Medaille zu vergessen – nämlich die Lenkung der Disziplin und Ordnung im Land? Jedem, der auch nur ein klein wenig mit Theorie und Politik vertraut ist, ist klar, dass die Disziplin auch ohne Demokratie überlebt, die Demokratie jedoch ohne Disziplin undenkbar ist, weil sie sich sonst unweigerlich in ein gesellschaftspolitisches Chaos verwandelt bzw. als solches wiedergeboren wird.“

Vladimir I. Brovikov ist Mitglied des ZK der KPdSU und Botschafter in Polen. Auf einem Plenum der KPdSU zur Vorbereitung des 28. Parteitages, bei dem Gorbatschow die Eröffnungsrede hielt, protestierte er gegen angestrebte Reformen. Es wurde vorgeschlagen, die zentrale Rolle der KP für den Staat abzuschaffen, um Ideen und Kräfte der Bevölkerung freizusetzen. Brovikov allerdings scheint zu glauben, dass sich alle vor allem mal zusammenreißen müssten, um der wirtschaftlichen Misere zu entkommen. Er steht damit beispielhaft für reformunwillige Kader. Das mag allerdings auch eine Perspektive der Sieger der Geschichte sein, denn die Furcht vor Chaos durch zu weit gehende Reformen war nicht nur in der Sowjetunion verbreitet.

Quelle:

Karner, Stefan et al.: Der Kreml und die deutsche Wiedervereinigung 1990. Interne Sowjetische Analysen. Kriegsfolgen-Forschung. Veröffentlichungen des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung, Sonderband 16. Berlin 2015.

Vor 30 Jahren sagte Gorbatschow das Ende der DDR voraus

Chantal Stannik

„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“

Dieser Satz wird in den Wochen nach dem 07. Oktober von vielen DDR- BürgerInnen aufgegriffen und als ein Beweis dafür angesehen, dass Gorbatschow auf der Seite des Volkes war und sich für Veränderungen in der DDR aussprach. Das ostdeutsche Volk verstand darunter die Zusicherung, dass die Sowjetunion die DDR nicht unterstützen würde.

Jedoch hat der sowjetische Staatspräsident in Wahrheit etwas komplett anderes gesagt.

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Der Fall der Mauer 1989 – historischer Glücksfall oder Katastrophe?

Xenia Gerber, Jakob Koppermann, Alena Shyrko, Chantal Stannik.  

„Die Mauer wird so lange bleiben, wie die Bedingungen nicht geändert werden, die zu ihrer Errichtung geführt haben. Sie wird in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen, wenn die dazu vorhandenen Gründe noch nicht beseitigt sind.“

… sagt Erich Honecker noch am 19. Januar 1989. Am 9. November fällt die Mauer dann doch, es muss sich also einiges sehr schnell geändert haben. Besonders ereignisvoll war die Zeitspanne von September bis Dezember: am 4. September beginnen die Montagsdemonstrationen in Leipzig, am 30. September dürfen die DDR-Bürger, die Zuflucht in der BRD-Botschaft in Prag gesucht haben, nach Westdeutschland ausreisen, am 9.11. fällt die Mauer und am 14. Dezember sprechen sich die Außenminister der NATO für die deutsche Einheit in freier Selbstbestimmung aus.

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