Auf der Suche nach dem roten Faden

Chantal Stannik

Eine Presseschau zum Thema „Der Eiserne Vorhang fällt“, die den Zeitraum von September bis Dezember 1989 in den Blick nimmt – das hat sich zu Beginn des Seminars einfach angehört. Im Team hat keiner damit gerechnet, dass es Probleme bei der Beschaffung von Quellen geben könnte. Auch nicht, dass ein Mauerfallbezug in den russischen Printmedien schwer zu finden ist.

So kam es dazu, dass es mittlerweile drei mögliche Strukturen für eine Presseschau gab. Die erste Idee war, eine größere Presseschau zu den wichtigsten Ereignissen über den gesamten Zeitraum zu erstellen und die verschiedenen Ansichten aus der DDR, der BRD und der Sowjetunion zu vergleichen. Das erste Problem: Es gab im Internet kein umfassendes Archiv zu den russischen Printmedien aus dem Jahr 1989 (einiges aber gibt es zum Glück, zum Beispiel ein umfassendes Digital-Archiv der Prawda). Deshalb musste eine andere Lösung her, und zwar die Archive der Forschungsstelle Osteuropa in Bremen und die Archive der Berliner Bibliotheken, beispielsweise der Humboldt Universität, zu durchsuchen.

Das Ausmachen der russischen Zeitschriften und die Fahrten zu den Standorten waren mit einem hohen Zeitaufwand verbunden.

An die „Junge Welt“ denken

Allerdings war das Problem damit noch nicht gelöst, da es in den Zeitungen kaum Erwähnungen zu den ausgewählten Ereignissen in der DDR gab. Teilweise gab es zum Mauerfall erst in den Dezember-Ausgaben Texte.

Am Ende schmissen wir die bisherige Struktur um. Die Lösung des Problems sollten drei kleinere, eigenständige Presseschauen sein. Allerdings gab es, wie sich bei der weiteren Recherche zeigte, auch damit Schwierigkeiten. Es schien, als ob man in Russland überhaupt nichts von der Situation in der DDR wusste. Das asynchrone Berichten hat uns lange beschäftigt.

In den vergangenen Wochen kam es dann zu einem Durchbruch und endlich steht eine feste Struktur. Wir haben für uns einen roten Faden gefunden.

Fazit: Das blinde Festhalten an einer Struktur bringt nichts und es gibt immer einen Ausweg. Im Notfall wird einfach mehrmals die komplette Arbeit umgeschmissen und etwas Neues überlegt. Allerdings hätten wir bei all der Problemwälzerei beinahe etwas Wichtiges vergessen: die Zeitung „Junge Welt“, die zu den bekanntesten Zeitungen der DDR gehörte. Aber diese haben wir nun ebenfalls ausfindig gemacht. Auf Mikrofilm an der HU-Berlin. Das lehrt uns auch, dass digital nicht alles ist. (Noch nicht?!)

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